Der Holzschnitt als ältestes und zugleich aktuelles künstlerisches Medium stand (und steht ) im Mittelpunkt der SCHWARZEN KUNST. Mit großformatigen Andruckpressen druckten wir vom Original für Aktionen und Stadtteilfeste und eiferten unserem großen Vorbild HAP Grieshaber nach. Die Mappen und Bücher der EDITION HOLZWEG sollten mit Auflagen um die 200 Exemplare ein größeres Publikum erreichen: Artur ging mit tierischen wie frivolen Motiven an den Start. So lauteten die ersten Titel »Vogel«, »Fisch«, »Elefanten«, »Beutelwolf« und »Über die Elefantin Mücke«. In diesen Reigen gehört auch »Ronni, die rote Rennschnecke«: Die Verpackung des Buches zierte eine Lakritzschnecke, die vor dem Öffnen unbedingt verzehrt werden mußte. Außerhalb der Reihe erschien 1989 das großformatige Werk »Arturs Tatzelwürmer« mit 10 Farbholzschnitten als Mappenwerk in kleiner Auflage.
Mit diesen Veröffentlichungen entstand nicht nur ein stetig wachsender Kreis von Musen, Fans und Kunden, sondern auch ein Netzwerk mit anderen grafisch arbeitenden Künstlern und aufstrebenden Talenten. So machte Tita do Rêgo Silva in unserer Werkstatt ihre ersten Farbholzschnitte in der Technik der Verlorenen Form, die 1990 in dem Buch »Ein Kostüm für die Erde« mündeten und wenig später als Trickfilm für die »Sendung mit der Maus« umgesetzt wurden. 1991 folgte die Ausstellung »Altona liegt am Amazonas« mit Farbholzschnitten von Artur und Tita, Seidenmalereien von Ulla Kern und fossilen Fundstücken von Ulrich Busch – durch die Lawaetz-Stiftung in Övelgönne direkt am Elbufer präsentiert …
Der dazugehörige Forscherbericht über Flora und Fauna aus längst vergangenen Zeiten, als Elbe und Amazonas noch ineinanderflossen, wurde farbenprächtig in der Lehrwerkstatt der JVA Fuhlsbüttel – über Hamburg hinaus als Santa Fu berühmt-berüchtigt – im Offset gedruckt. Dort bildete Artur, von seiner Tätigkeit als Berufsschullehrer zeitweise freigestellt, Langzeitinsassen zu soliden Setzern aus. Die Begeisterung der Knackis war entsprechend groß, statt langweiliger Behördenformulare ein besonderes Buchprojekt zu produzieren. Die großformatigen Holzschnitte wurden dazu nicht auf herkömmliche Weise für den Vierfarbdruck gerastert, sondern in Volltonfarben – entsprechend der Verlorenen Form der Originale – in mehreren Schichten gedruckt.
1992 brachte Artur mit dem Trickfilm »Vogel« den Schwarz-Weiß-Holzschnitt auf die Leinwand, 1995 folgte – wieder in Zusammenarbeit mit Tita – in Farbe »ToiToiToi!«. Beide Werke erhielten das Prädikat besonders wertvoll und wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt.
In der Buchproduktion ging es 1997 mit »Störtebekers Schatz oder: Das Geheimnis des Wattwurms« (Holzschnitte von Artur Dieckhoff und Hagen Zielke) tierisch weiter. Nach der Jahrtausendwende gestaltete Artur zusammen mit Anne v. Karstedt 2001 »Johannes und das Blaubeerschwein« als erstes Werk der EDITION DIE HOLZSCHNITTBÜCHER. Die neugegründete Edition entstand als Kooperation zwischen dem Druckladen des Gutenberg-Museums Mainz, dem ARTclub der Büchergilde, dem Museum der Arbeit und dem Verlag Schwarze Kunst mit dem Ziel, originalgrafische Bücher mit verhältnismäßig hoher Auflage (1.000 – 1.500 Exemplare) zu einem attraktiven Preis anzubieten. »Johannes und das Blaubeerschwein« wurde komplett im Buchdruck im Museum der Arbeit hergestellt und als eines der schönsten Kinderbücher auf der Kinder- und Jugendbuchmesse in Bologna 2001 ausgezeichnet.
Der Erfolg dieses Buches wurde in der EDITION DIE HOLZSCHNITTBÜCHER fortgesetzt mit den Werken »Ringelnatz für die Katz« (2007, Originalholzschnitte von Wilfried Bohne, Artur Dieckhoff, Anne v. Karstedt, Klaus Raasch und Maren Schlierkamp), »Rettet Artur!« (2007, Originalholzschnitte von Artur Dieckhoff, Tessa Diederich, Klaus Raasch und Undine Zimmermann), »Orkan über Neuwerk« (2008, Holzschnitte von Artur Dieckhoff und Hagen Zielke), »Die Hamburger StadtElephanten« (2012, Originalholzschnitte von Artur Dieckhoff) und »Gefischtes« (2013, Originalholzschnitte von Artur Dieckhoff, Anne v. Karstedt, Christian Peter und Klaus Raasch).
Für den Verlag Faber & Faber in Leipzig schuf Artur 2005 originale Farbholzschnitte zu »Billys Erdengang« – der Neuausgabe eines Textes von Erich Mühsam –, die im Museum der Arbeit gedruckt und als Theaterstück vorgestellt wurden. In einer kleinen Auflage erschien 2010 exklusiv für den ARTclub der Büchergilde »Dreamtigers« mit zweifarbigen Holzschnitten zu Jorge Luis Borges: im chinesischen Jahr des Tigers von Wildkatzen geträumt, ins Holz geschnurrt und das Ganze von Hand gedruckt. 2017 folgte zuletzt, ebenfalls für den ARTclub, »Der Bär als Tenor« mit Gedichten des Ruhrgebiets-Kabarettisten und -Schriftstellers Fred Endrikat.
Der Rückblick wird fortgesetzt – lesen Sie hier auch den ersten Teil
Fotos: Artur mit Puma-Möwe (© Cornelius Lockau) | Artur, Tita und Ulrich an der Elbe (© Ulla Kern) | Druckaktion mit Artur und Klaus im Heinrich-Heine-Haus, Lüneburg 1995 (© Stefan Bartkowiak)
Grafiken (© Schwarze Kunst): »Über die Elefanten Mücke« | »Fisch. Erotische Begegnungen zwischen Mallorca und Ottensen« | Doppelseite aus »Beutelwolf« | Farbholzschnitt zum Trickfilm »ToiToiToi!« | Druckstock zu »Die Hamburger StadtElephanten« | Holzschnitt aus »Orkan über Neuwerk« | Holzschnitt aus »Rettet Artur! « | Holzschnitt aus »Gefischtes«